36 Minuten lang durfte Armeechef Thomas Süssli im SRF-Format EcoTalk vom 16.08.224 widerspruchslos seine Aufrüstungspropaganda von sich geben. Das hat mit Journalismus nur wenig zu tun. Deshalb haben wir uns beim SRF beschwert.
Dass Bundesrät*innen oder andere staatstragende Personen im «staatlichen» Fernsehen auftreten (dürfen), ist per se noch keine Sensation. Doch ist man es sich gewohnt, dass diese dann auch wirklich kritisch befragt, ja, gar in die Mangel genommen werden. Erst recht dann, wenn es sich um brandaktuelle Geschäfte dreht – wie in diesem Fall. Armeechef Thomas Süssli, so etwas wie der Starboy der Armee seit Kriegsausbruch in der Ukraine, sollte im Eco Talk über Themen wie die Armeefinanzierung oder auch den Frauenanteil in der Armee parlieren. Das sind nicht unheikle Themen. Doch der Moderator Reto Lipp – kein Unerfahrener – misslang die Sendung gründlich. Anstatt von Grund auf kritische Stimmen einfliessen zu lassen, die – wie wir – die masslose Aufrüstung ohne nüchterne Betrachtung der Bedrohungslage in Frage stellen, lieferte Lipp dem Armeechef eine Steilvorlage nach der anderen oder er liess Behauptungen einfach unwidersprochen im Raum stehen. Etwa als es um die Mär ging, der Zivildienst sei Schuld am nicht-existenten (Anm. der Redaktion) Unterbestand der Armee. Noch besser: Süssli warf die These in den Raum, Sexismus gegenüber Frauen in der Armee würde verschwinden, sobald mehr Frauen den Dienst antreten. Nach dem Motto: Je mehr Frauen, desto weniger trauen sich Männer, sexistisch zu sein. Anstatt zu hinterfragen, wieso Männer (in unserer Gesellschaft) sexistisch sind und wieso das Konstrukt Armee den Sexismus fördert. Auch bei dieser hanebüchenen Behauptung sah Lipp keinen Anlass, zu intervenieren. Kurz: Eine Sendung zum Vergessen, die aber ein nicht zu unterschätzendes Ausmass auf das Publikum hatte. Um dies zu thematisieren, haben wir bei SRF eine Beschwerde eingereicht. On verra.*
*Inzwischen wurde unsere Beschwerde beantwortet und nicht gutgeheissen. Unter anderem mit der Begründung, dass die Gegenseite (also wir) ebenfalls angehört würden. Schliesslich war SRF an unserer Vollversammlung 2024 und lud uns im September in der SRF-Arena in die zweite Reihe. Naja.