Konkreter Handlungsbedarf

In den Kriegen dieser Welt gehören die Frauen zu den Hauptbetroffenen – das hat, einmal mehr, auch der Krieg gegen den Irak gezeigt. Mit der Frage, wie Frauen von “Betroffenen” zu “Handelnden” werden, beschäftigte sich die Konferenz «womanouevres», die Ende Mai in Zürich stattfand.

Die Artikel auf dieser Doppelseite basieren auf intensiven Auseinandersetzungen und Diskussionen der Gruppe Frauenstimmen gegen den Krieg im Anschluss an diese Konferenz.

Die über 300 Teilnehmerinnen und ein paar Teilnehmer haben während drei Tagen in Referaten, Plenumsdiskussionen und Workshops Strategien und Analysen feministischer Friedenspolitik ausgetauscht und diskutiert.

Was aber ist feministische Friedenspolitik, worin unterscheiden sich ihre Ansätze von den «her(r)kömmlichen» und in welche Richtung zielen ihre Strategien?

Unfrieden für Frauen bedeutet, in militarisierten, nationalistischen und patriarchalen Gesellschaften zu leben und vom Zugang zu Macht und Ressourcen ausgeschlossen zu sein. Die Referentin Uta Klein kommt zum Schluss: «Je militaristischer eine Gesellschaft ist, desto sexistischer ist sie». Entsprechend muss feministische Friedenspolitik ihre Aufmerksamkeit vor allem den Verknüpfungen und Überschneidungen von «Krieg» und «Geschlecht» widmen und sich Fragen stellen wie: Wo werden Frauen qua Geschlecht ausgeschlossen? Wie werden Frauen zur «Manövriermasse» gemacht, wenn es um die Legitimierung von Krieg geht? Gendermainstreaming allein genügt nicht, wie z.B. die UNO-Resolution 1325 beweist, die den Einbezug von Frauen auf allen Ebenen von Friedensprozessen festschreibt, deren Missachtung aber keine Sanktionen zur Folge hat. Instrumente und gesetzlich verankerte Rechte zu erkämpfen ist das eine, sie zu kennen oder im richtigen Moment nutzen zu können bzw. zu erreichen, dass sie umgesetzt werden, das andere.

Die Diskussionen im Rahmen von «womanoeuvres» haben ergeben: Unabhängig davon, wo ein Krieg stattfindet, wer ihn weshalb führt und auf welcher Seite sie «stehen», sind die Bedingungen und Konsequenzen für Frauen oft vergleichbar und gehorchen ähnlichen Mustern. Frauen werden in traditionelle Rollen zurückgedrängt. Gleichzeitig müssen sie in Kriegssituationen oft das Überleben der Familie garantieren und die nicht-traditionelle Rolle der Alleinernährerin übernehmen. Oft nimmt häusliche Gewalt zu. Krieg zerstört zivile Strukturen wie die Gesundheitsversorgung und treibt Frauen zur Flucht. Solche Situationen erleben Frauen im ehemaligen Jugoslawien ähnlich wie Frauen in Angola, Irak, Palästina, oder Israel. Gewalt gegen Frauen geht nicht nur vom zum Feind erklärten «Andern» aus. Auch die eigene militarisierte Gesellschaft, die neuen Gesetze der Nach-Kriegs-Ordnung und die sogenannten «Friedensarmeen» stellen eine Bedrohung der körperlichen und psychischen Sicherheit von Frauen dar.

Feministische Friedenspolitik hat sich längst vom Modell der «Patentlösung» verabschiedet, die immer wieder gezückt und übergestülpt werden kann – und doch nie greift. Sie setzt auf Perspektivenvielfalt, kritisches Nachhacken, hartnäckiges Hinschauen. Immer wieder die Frage nach Interessen und Macht zu stellen, sind Charakteristiken feministischer Friedenspolitik. Handlungsfähig zu bleiben und sich nicht von tagespolitischen Männergeschäften vereinnahmen zu lassen, ist die Herausforderung und gleichzeitig das Nachdenken über Visionen von einem gerechten Frieden nicht zu vergessen, ihre Stärke.


Frauenstimmen gegen den Krieg wird unterstützt von der cfd-Frauenstelle für Friedensarbeit, FemCo, Frauen für den Frieden Zürich, FrauenLesbenKasama und Einzelfrauen. Seit Beginn des Krieges gegen Afghanistan organisiert die Gruppe offene Diskussionen und Veranstaltungen für Frauen.

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