Kriegseinsatz in Hollywood

Propagandafilme wie «Black Hawk Down» oder «Top Gun» sind nicht etwa das Resultat eines übereifrigen patriotischen Hollywood-Regisseurs, sie entstanden tatsächlich unter aktiver Mitgestaltung der US-Armee. Von politischem Einfluss betroffen sind aber nicht nur Kinofilme, sondern weite Bereiche westlicher Unterhaltungsindustrie.

Die Vermutung liegt nahe, dass viele Filme aus Hollywood eine etwas einfältige Weltanschauung vermitteln. Da kämpft sich etwa der Held aus «Bad Boys 2», verfolgt von einer Horde bärtigen Fidel Castros, quer durch Kuba. Vorbei an explodierenden Holzhütten (auf Kuba ist jede 2. Holzhütte mit Drogen vollgestopft, darum explodieren sie) kann er sich schlussendlich ins rettende US-Paradies auf Kuba, Guantanamo Bay, retten. Manche (nichtamerikanische) Kinobesucher stellen sich angesichts solcher Filme die Frage, warum sie im Kino statt unabhängiger Unterhaltung einen Werbespot für US-Politik vorgesetzt bekommen.

US Armee führt Regie im Kino

Tatsache ist, dass Hollywoodproduktionen nicht alleine der blühenden Phantasie patriotischer Filmproduzenten entspringen. Um an Armeematerial heranzukommen, gehen Produzenten freiwillig einen Deal mit der Armee ein, welcher ihnen erlaubt, originales Armeematerial verwenden zu können. Von modernsten Abrams-Panzern über Apache-Hubschrauber bis hin zu ganzen Flugzeugträgern – alles kann zu sehr günstigen Konditionen verwendet werden.

Als Gegenleistung verpflichten sich die Produzenten jedoch, alle Vorgaben der Armee betreffend der Filmproduktion zu erfüllen. Das Drehbuch wird vom Militär überarbeitet und angepasst. Zudem begleitet ein «Militärberater» die Produktion des Films um die Interessen der Armee zu wahren.

Die Armee verkauft diese Dienstleistung als Hilfe, damit Filme möglichst realitätsnah gestaltet werden können. So sollen beispielsweise Waffentypen, welche in der Realität nicht von der US-Army verwendet werden, durch richtige ersetzt werden und die Schauspieler in der richtigen Anwendung geschult werden. Tatsächlich geht der Einfluss der Armee aber viel weiter: Armeekritische Abschnitte werden gestrichen und die Geschichte zum Vorteil der Armee umgeschrieben. Schliesslich verfolgt die Armee mit den von ihnen unterstützten Filmen auch eigene Interessen: Publicity und Rekrutierung.

Die Rechnung geht auf. Nach dem Film «Top Gun» im Jahr 1986 gab es einen regelrechten Rekrutierungsansturm bei der Air Force. Die Fernsehserie &laquoJAG: Im Auftrag der Ehre» bewirkte einen rasanten Anstieg der Rekruten bei der Marine.

Einfluss in Hollywood

Wie weit der Einfluss der Armee auf die Unterhaltungsindustrie reicht, zeigt die Tatsache, dass im Pentagon eine ganze Abteilung nur für die Unterhaltungsindustrie arbeitet. In Hollywood existiert ein Verbindungsbüro, welches dessen Interessen vertritt.

Mit ihrem Einfluss auf Hollywood erhofft sich die Armee, kritische Filme wie zum Beispiel die Vietnam-Kriegsfilme «Geboren am 4.Juli» oder «Full Metal Jacket» wenn möglich durch Verweigerung von militärischen Ressourcen zu verhindern. Dem Kriegsfilm «Platoon» wurde so die Zusammenarbeit verweigert, da es «in der Realität keine ewigen Streitereien zwischen Vorgesetzten der Armee» gebe. Als Folge dauerte die Organisation des Materials für diesen Film 10 Jahre. Und die Filmequipe verfügte nach diesen 10 Jahren gerade mal über zwei veraltete Hubschrauber und einige Kanonen. In Zusammenarbeit mit der Armee hingegen wären selbst modernste Kampfhubschrauber zur Verfügung gestanden.

Kaum Alternativen zur Zensur

Kein Wunder also, unterwerfen sich viele Produzenten freiwillig der Zensur der Armee; schliesslich zählen vor allem Produktionskosten und Einkommen aus der Kinokasse. Wer heute einen Film drehen will, welcher moderne militärische Ressourcen benötigt, hat kaum Alternativen zur Zusammenarbeit mit dem Pentagon.

So entschied sich unter anderem auch der Produzent von «Black Hawk Down» zur Zusammenarbeit. 8 Helikopter inklusive 135 Soldaten wurden so von der Armee zur Verfügung gestellt. Um diese kleine Streitmacht am Drehort Marokko einzusetzen, wurde gar extra ein Abkommen zwischen der US-Regierung und der Regierung von Marokko ausgehandelt. Die Zusammenarbeit hat aber Konsequenzen: Das ohnehin schon unkritische Drehbuch wird von der Armee zu ihrem Vorteil umgeschrieben. Etliche weitere Filme entstanden so unter Einfluss der Armee, bekannte Beispiele sind «Pearl Habour», «Windtalkers», «Top Gun» oder «Wir waren Helden».

Betroffen sind auch andere Bereiche der Unterhaltungsindustrie

Kinofilme sind aber bei weitem nicht die einzigen Bereiche der Unterhaltungsindustrie, in welchen die Armee Einfluss ausübt. So entstehen unter Aufsicht der Armee auch Reality-Shows wie zum Beispiel «Profiles»: Filmteams begleiten Spezialtruppen der US-Army in Afghanistan. Die Kontrolle liegt dabei aber komplett beim Pentagon; Die Armee entscheidet, was gezeigt wird und was nicht. Resultat ist ein steriles, verzerrtes Bild des Krieges: Niemand stirbt, niemand leidet.

Auch die Computerspielindustrie wurde längst als Werbeplattform für die Armee entdeckt. So lässt das Militär das Computerspiel «America’s Army» produzieren, in welchem der Spieler die Rolle eines Soldaten der US Army übernimmt. Natürlich werden auch hier nur die positiven Seiten der Armee gezeigt – gestorben wird als Amerikaner nicht, es wird nur umgefallen.

Obwohl das Spiel sehr professionell umgesetzt ist und mit kommerziellen Produkten ohne weiteres mithalten kann, wird es gratis über das Internet verteilt. 1,3 Millionen Menschen haben sich so schon virtuell zum Soldaten ausbilden lassen. Von den 35’000 Menschen, die es täglich spielen sollen, wählen laut US-Verteidigungsministerium zwischen 20 und 30% auch die Rekrutierungswebsite der Armee an.

Zensur wird akzeptiert

Widerstand gegen die Vermischung von Politik und Unterhaltung gibt es kaum. Kinofilme oder Computerspiele werden allenfalls wegen exzessiver Gewaltdarstellung kritisiert, nicht aber wegen Einflussnahme durch Politik oder Militär. So etablierte sich in der Unterhaltungsindustrie längst ein allgemein akzeptiertes Gut/Böse-Schema. Ob Film- oder Spieleindustrie: Der Bösewicht ist immer öfter arabischer Herkunft.

Wie sehr dieses Schema bereits akzeptiert wird, zeigt Unterhaltung, die eben nicht diesem Schema entspricht. Zum Beispiel das aus dem Libanon stammende «Special Force», ein Computerspiel ähnlich wie «America’s Army»: Statt in der Rolle eines Soldaten der USA, wird aber als Milizionär der Hisbollah gespielt. Obwohl dieses Spiel weit weniger Gewalt darstellt als westliche Kriegsspiele, wurde es in der westlichen Welt aufs heftigste kritisiert. Dass aber westliche Unterhaltung in arabischen Ländern ebenso auf Abscheu und Kritik stössen könnte, wird leider vergessen.