Carlyle Group: Aus Macht mach Geld

Die Carlyle Group ist auf so undurchsichtige und vielfältige Weise ins Geschäft mit dem Krieg involviert wie kaum eine andere Firma. Dabei kann sich Carlyle auf beste Kontakte zum Weissen Haus verlassen.

Die Carlyle Group ist eine global tätige Investmentgesellschaft, deren Firmensitz sich bezeichnenderweise direkt zwischen dem Capitol und dem Weissen Haus befindet, also mitten im politischen Machtgefüge der USA. Benannt wurde Carlyle nach einem Hotel in London, wo die Firma 1987 mit einem Kapital von 5 Millionen US-Dollar gegründet wurde. Seither hat Carlyle eine unvergleichliche Expansion hinter sich. Mittlerweile verwaltet die Firma ein Vermögen von über 30 Milliarden Dollar. Das Erfolgsrezept ist so einfach wie dreckig: Carlyle kauft Beteiligungen an Firmen unter anderem aus dem Rüstungs- und Ölsektor und scheffelt ihnen über ein exklusives Beziehungsnetz lukrative Staatsaufträge zu, um sie dann mit Gewinn wieder zu verkaufen. Dieses Beziehungsnetz besteht aus ehemaligen hochrangigen Amtsträgern, die ihre politische Macht in Geld ummünzen wollen. Als sogenannte «Berater» für Carlyle arbeiten unter anderem George Bush Senior, der ehemalige britische Premier John Major, der Ex-Chef der deutschen Bundesbank Karl-Otto Pohl und Fidel Ramos, vormaliger Präsident der Philippinen.

Dreckige Geschäfte im Irak

Wie der Einfluss der Berater Carlyle zu exklusiven Gewinnmöglichkeiten verhilft, illustriert das Beispiel eines Geschäfts mit Kuwait. Die Hauptrolle spielt dabei der ehemalige US-Aussenminister James A. Baker, der ebenfalls auf der Gehaltsliste der Firma steht und selbst ca. 180 Millionen US-Dollar bei Carlyle investiert hat. Baker wurde von George W. Bush zum US-Sondergesandten für den Irak ernannt und bekam den Auftrag, auf andere Länder einzuwirken, damit diese dem Irak seine Schulden erlassen. Gleichzeitig war Baker aber als Carlyle-Berater an einem Deal mit Kuwait beteiligt. Dabei wurden die kuwaitischen Ansprüche gegenüber dem Irak – Reparationen aus dem ersten Golfkrieg – an ein privates Konsortium übertragen, dem auch Carlyle angehört.

Baker hatte also gleichzeitig den politischen Auftrag, auf einen Schuldenerlass hinzuwirken, und ein handfestes wirtschaftliches Interesse daran, dass der Irak seine Schulden bei Kuwait begleicht. Ein klassischer Interessenkonflikt, könnte man meinen, doch Baker sah das ganz anders: Er betonte sogleich, dass es ihm nur um den Erlass von «regulären» Schulden gehe, die Reparationszahlungen an Kuwait seien davon nicht betroffen. Und obwohl diese Unterscheidung sogar im Pentagon auf Kritik stiess, kam Baker damit durch: In den ersten 18 Monaten der Besatzung bezahlte Badgad Reparationen in der Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar an Kuwait – mehr, als der Irak 2004 für Bildung und Gesundheit ausgab.

Und das ist noch lange nicht die einzige Tätigkeit von Carlyle im Irak. Auch im Geschäft mit privaten Söldnerfirmen mischt Carlyle kräftig mit. Schon 1992 erkannte die Gruppe den Trend zur Privatisierung der Gewalt und erwarb das private militärische Unternehmen Vinnell, das auf die Schulung von militärischem Personal und nachrichtendienstliche Tätigkeiten spezialisiert ist. Vinnell ist unter anderem in Saudi Arabien, Ägypten, Qatar, Oman, Kuwait und in der Türkei tätig – und seit 2003 auch im Irak. Der auf 48 Millionen Dollar veranschlagte Auftrag zur Ausbildung der irakischen Streitkräfte dürfte nicht zuletzt den guten Beziehungen von Carlyle zu verdanken sein…

Zu Gast in Davos

So funktioniert die Korruption im ganz grossen Stil. «Power Broking», also Handel mit Macht, wird das im englischen Sprachraum genannt. Und während die kleinen Fische für Korruption bestraft werden, sind die ganz grossen Fische gern gesehene Gäste – auch in der Schweiz. Zwei Vertreter von Carlyle nahmen am diesjährigen WEF in Davos teil.

Seit bekannt geworden ist, dass Angehörige von Usama Bin Ladin gemeinsam mit George Bush Senior an einer Carlyle-Versammlung waren, als am 11. September 2001 die Flugzeuge ins World Trade stürzten, ranken sich alle möglichen Verschwörungstheorien um die undurchsichtige Firma. Doch die Realität ist schlimm genug. Um ihr gerecht zu werden, scheint die Wiederbelebung eines als antiquiert geltenden Begriffs nötig: Der militärisch-industrielle Komplex ist zurück.