Kein Geld für Bombengeschäfte

Bei ethischen Geldanlagen nimmt der Ausschluss von Rüstungsfirmen einen grossen Stellenwert ein. Trotzdem: Rüstungsfirmen scheinen keine Not zu haben, Finanzierungen zu erhalten. Banken und AnlegerInnen haben aber durchaus Handlungsspielraum, dagegen etwas zu tun.

«Intel Inside» geht dem Analysten durch den Kopf, als er die schlechte Nachricht seines Datenlieferanten am Bildschirm liest. Mit diesem Slogan machte sich der Chiphersteller in den 1990er-Jahren bei EndkonsumentInnen bekannt. Chips von Intel stecken aber nicht nur in zivilen sondern auch militärisch genutzten Computern. Ein Nachhaken bei Intel bestätigt: Einige ihrer Produkte werden auf der sogenannten Wassenaar-Liste für Dual-Use Güter geführt. Im Fall von Intel wird der Umsatzanteil auf unter fünf Prozent geschätzt. Genaue Angaben publiziert das Unternehmen nicht. Der Beirat Nachhaltige Anlagen der Alternativen Bank Schweiz (ABS) wird in der Folge empfehlen, das Unternehmen aufgrund des tiefen Umsatzanteils nicht aus dem Anlageuniversum auszuschliessen, wohl aber abzustufen.

Bezug zur Rüstungsindustrie oft nicht erkennbar

Bei der ABS werden aktuell rund 130 Unternehmen wegen eines direkten oder indirekten Bezugs zur Rüstungsindustrie ausgeschlossen. Beispiele dafür sind Autohersteller wie Rolls Royce, da sie Triebwerke für Militärflugzeuge produzieren oder IT-Hersteller wie Textron, ein wichtiger Zulieferer für die Rüstungsindustrie. Für die Unternehmensanalyse eine grosse Herausforderung: Bei vielen Unternehmen ist ihr Beitrag zur Rüstungsindustrie erst auf den zweiten Blick beziehungsweise nur mit eingehenden Recherchen erkennbar. Die klassischen Waffenschmieden wie Northtrop Grumman oder Boeing, der Hersteller des F/A-18, stellen bloss die Spitze des Eisberges dar. Zulieferer machen den weitaus grösseren Teil aus.

Ausschluss von Rüstungsindustrie heute schon verbreitet …

Bei ethischen Geldanlagen nimmt der Ausschluss von Rüstungsfirmen einen grossen Stellenwert ein – nicht nur bei der ABS. Die Schweizer Banken schliessen 90 Milliarden Franken aufgrund von Waffenhandel und -produktion aus ihren Universen für nachhaltige Anlagen aus. Damit steht das Kriterium nach Menschen- und Arbeitsrechtsverstössen, Korruption und Bestechung sowie Umweltzerstörung an fünfter Stelle der Ausschlusskriterien, wie das Forum nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinem aktuellen Bericht darlegt. Bei den Ausschlüssen von Ländern aus Anlagen in Staatsanleihen steht der Verstoss gegen Waffensperrverträge an dritter Stelle.

… aber nicht genug: Mehr Breitenwirkung ist notwendig

Damit die betroffenen Unternehmen den gesellschaftlichen Druck überhaupt zu spüren bekommen, braucht es allerdings mehr Breitenwirkung: Ethisch verantwortungsbewusste Investoren müssten mindestens 20-40 Prozent der Marktkapitalisierung eines problematischen Unternehmens ausmachen und diese Titel abstossen, damit das einen spürbaren Effekt an der Börse hätte. Spürbar heisst: dann würde die Beschaffung von Eigenmitteln für die problematischen Unternehmen effektiv teurer. Davon sind wir allerdings noch weit entfernt. Lediglich sieben Prozent beträgt der Anteil der nachhaltigen Fonds am gesamten Schweizer Fondsmarkt, die Rüstungsindustrie aktiv ausschliessen. Es bleibt also noch einiges zu tun, beziehungsweise zu unterlassen.

Was können Anlegerinnen und Anleger tun?

Wer seine Geldanlagen nicht selber filtern und überwachen möchte, lässt sich von einer Bank beraten. Worauf soll man da in Bezug auf das Thema Rüstung achten? Erstens: die Bank sollte einen möglichst strengen Bewertungsansatz haben und auch sogenannt «leichte» Waffen wie Handfeuerwaffen, Maschinengewehre und leichte Mörser ausschliessen. 90 Prozent der Todesfälle bei bewaffneten Konflikten gehen nämlich auf deren Konto. Zweitens: Die Bank sollte ihre Kriterien konsequent auf alle Geschäftsfelder anwenden. Das heisst auch bei der Vergabe von Krediten die Rüstungsindustrie aussen vor lassen.

Informationen dazu, welche Anlagefonds welche Ausschlusskriterien anwenden, finden sich unter www.nachhaltiges-investment.org oder www.partnersforsustainability.ch