Propaganda-Anlass für (fast) alle

Drohnenshow, camoufliert geschminkte Kindergesichter und gemeinsames Biwakieren. Familienfreundlich, spassig, humorvoll, das ist die Armee am Anlass “Connected 23”. Doch auch mit dem aufgesetzten Humor ist es schnell vorbei, sobald die Armee ein wenig Kritik einstecken muss.

Armee-Volksfest

Der Eintritt zu Connected 23 war gratis, das Event öffentlich. Armeechef Thomas Süssli nutzte diesen Moment, um seine horrenden Aufrüstungspläne unter dem Deckmantel der «Steigerung der Verteidigungsfähigkeit» zu präsentieren (vgl. Artikel Tobia Schnebli). Weil diese Armeeschau an sich schon absurd und wie eine kostspielige Imagepflege wirkte, machte sich eine Handvoll Aktivist*innen der GSoA auf, um sich ein Bild vor Ort zu machen – und der Armee eine kleine Botschaft zu überreichen. Geplant war die Übergabe eines Blankoschecks im Wert der besagten 100 Milliarden Franken an die Armee, gezeichnet von den Steuerzahlenden. Dass diese Aktion und alleine unsere Präsenz für die Armeefunktionär*innen kein Grund zur Freude sein würde, war uns natürlich bewusst. Jedoch leben wir ja in einer Demokratie, die von verschiedenen Meinungen und von öffentlicher Kritik lebt und wer wären wir denn, die Armee zu kritisieren, ohne diesen öffentlichen Anlass zu besuchen?

Kritik unerwünscht

Wenige Meter nach dem Eingang wurden fünf Aktivist*innen von der Militärpolizei zurückgepfiffen und nach deren Ansicht unseres Blankoschecks in ein separates Zelt gebracht – mit fünf Militärpolizisten. Nach langem Hin-und-Her-Funken und Telefonieren kamen die Militaristen zur Erkenntnis, dass sie uns als zivile Personen wenig anhaben konnten. Deshalb tauchte später die Kantonspolizei Zürich zu viert auf. Nachdem die Personalien aufgenommen und Porträtfotos von uns allen gemacht wurden, gab man uns zu verstehen, dass wir fünf Zivilisten und insbesondere unser Blankoscheck eine Gefahr seien; um uns herum standen neun bewaffnete Militär- und Kantonspolizist*innen. Nachdem wir bis auf den kleinsten Gegenstand durchsucht wurden, verwies man uns nach ca. eineinhalb Stunden vom Gelände und konfiszierte den Blankoscheck. Es war eine Offenbarung, wie unkoordiniert und unprofessionell das gesamte Polizeigespann auftrat und welches Demokratieverständnis bei der Armee vorherrscht. Kritikfähig ist sie nicht.

Zwei weitere Aktivist*innen wurden ebenfalls vom Gelände verwiesen, nachdem einer davon im GSoA-Shirt gesichtet worden war. Der Platzverweis wurde damit begründet, dass es ein paar «härtere Typen» auf dem Gelände gäbe und seine Sicherheit deshalb nicht garantiert werden könne. Bezüglich den härteren Typen: Derselbe Aktivist berichtete uns von Tätowierungen neonazistischer Symbole bei einigen Besuchenden. Solche sind also offenbar weniger schlimm zu werten als GSoA-Botschaften auf harmlosen T-Shirts. Dann sind wir ja mal gespannt, wie die Armee zur Sicherheit der Schweiz beitragen will.