Im März präsentierte die Organisation PAX den diesjährigen «Don’t Bank on the Bomb»-Bericht. Während die Zahl der Institutionen, die in Atomwaffen investieren, erfreulicherweise abnimmt, steigt aber leider der Totalbetrag, der dabei investiert wird.
Die seit 2013 jährlich veröffentlichte Studie untersucht die Finanzierung von Atomwaffenproduzenten und unterstützt damit den Atomwaffensperrvertrag (NVV), der im Juli 2017 von 122 der 191 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen angenommen wurde – darunter auch der Schweiz. Auf der Grundlage verschiedener Quellen beleuchtet der Bericht die Investitionen von Finanzinstituten in zwanzig Unternehmen, die an der Produktion von Komponenten für die Herstellung von Atomwaffen beteiligt sind. Dazu gehören unter anderem Boeing, Airbus, Honeywell International sowie insbesondere auch der weltweit grösste Rüstungskonzern Lockheed Martin. Die 392 untersuchten Finanzinstitute – darunter die zwei Schweizer Banken UBS und Credit Suisse – werden je nach Anlagepolitik in drei Kategorien eingeteilt: «glorreich», «kann es besser machen» und «beschämend».
«Die Glorreichen»
Zweiundzwanzig Institutionen gelten als «gute Schüler», weil sie eine Politik umgesetzt haben, die eine finanzielle Beteiligung an der Herstellung von Atomwaffen verhindert. Diese Institutionen erfüllen eindeutig alle Bestimmungen des NVV. Die meisten von ihnen befinden sich in Europa. Dazu gehören die italienische Banca Etica, die britische Co-operative Bank oder wichtige dänische und schwedische Pensionskassen.
«Kann es besser machen»
Der Bericht listet 41 Institutionen auf, die «es besser machen können». Diese haben zwar Massnahmen ergriffen, um Unternehmen, die an der Herstellung von Kernwaffen beteiligt sind, von ihren Investitionen auszuschliessen, aber nicht jede Art von finanzieller Beteiligung verhindert. Während eine Minderheit von elf Institutionen auf dem Weg ist, «glorreich» zu werden, hat die Mehrheit von ihnen immer noch Richtlinien, die die Investition beträchtlicher Geldsummen in diese Produktionen erlauben. So zum Beispiel die Credit Suisse, die nur mit Mühe einen Platz in dieser Kategorie erhalten hat. Kein Wunder, denn die Bank investiert 784 Millionen Dollar in sechs der 20 Atomwaffenproduzenten.
«Die Beschämenden»
Schliesslich investieren eine grosse Mehrheit von 329 Banken, Versicherungen oder Pensionskassen (gegenüber 359 im Jahr 2016) signifikant in diese Unternehmen. Die zehn grössten Finanzinstitute haben den 20 im Bericht genannten Produzenten von Atomwaffen mehr als 253 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, also fast die Hälfte der Gesamtinvestitionen (525 Milliarden Dollar zwischen Januar 2014 und Oktober 2017). Diese zehn Investoren haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten (darunter Blackrock, Capital Group, Vanguard). Die grössten Finanzinstitute auf europäischer Seite sind die französischen Banken BNP Paribas und Credit Agricole sowie die britische Bank Barclays mit Investitionen von rund 24 Milliarden Dollar. Leider fehlt auch die UBS nicht: Sie investiert mehr als vier Milliarden Dollar in elf der 20 untersuchten Unternehmen – besonders zu erwähnen sind Investitionen von je fast einer Milliarde in Honeywell International und Lockheed Martin. Obwohl das nicht wirklich überraschend ist, ist es trotzdem schockierend, diese Zahlen schwarz auf weiss zu sehen. Immerhin können die Schweizer Stimmberechtigten in einigen Jahren über die Kriegsgeschäfte-Initiative abstimmen. Diese Initiative richtet sich zwar in erster Linie gegen Investitionen der Nationalbank, Pensionskassen und Stiftungen, fordert aber auch, dass sich der Bund national und international für die Schaffung ähnlicher Bedingungen für Banken und Versicherungen einsetzt. Inder Zwischenzeit hält die GSoA ein waches Auge auf die Geschäfte von UBS und Credit Suisse.