Darum ist die Atomwaffenvenverbotsinitiative dringender denn je

Das Risiko einer nuklearen Eskalation wird immer realer, potenzielle Nuklearkrisen spitzen sich zu. Die Atomkriegsuhr ist eine Mahnung an alle Beteiligten, Massnahmen zu ergreifen, um die Welt sicherer zu machen.

Angesichts dieser Situation wird die GSoA als Teil der Allianz für ein Atomwaffenverbot bald eine Atomwaffenverbotsinitiative zur Beitritt der TPNW (ein internationaler nuklearer Abrüstungsvertrag) lancieren. 

Eine sehr angespannte geopolitische Lage

Jedes Jahr quantifiziert das Bulletin of the Atomic Scientists1 (Berichtsblatt der Atomwissenschaftler*innen) die Gefahr eines hypothetischen Weltuntergangs mit Hilfe der Weltuntergangsuhr. Im Jahr 2024 standen die Zeiger auf 90 Sekunden vor Mitternacht (2019 waren es zwei Minuten vor). Der technologische Fortschritt, der Zusammenbruch zahlreicher internationaler Verträge und die ständige Modernisierung der Atomwaffenarsenale erhöhen leider die Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs. Angesichts dieser Situation ist die Stärkung des Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW), dem wichtigsten internationalen nuklearen Abrüstungsvertrag, nötiger denn je.  

Die bisherige Situation in der Schweiz

Nachdem der Bundesrat eine parlamentarische Motion, die den Beitritt zum TPNW verlangt,  immer wieder verschoben hatte, gab er im März 2024 bekannt, dass die Schweiz dem TPNW vorerst nicht beitreten wird. Als Depositarstaat der Genfer Konventionen weigert sich die Schweiz damit, sich für die Ächtung von Atomwaffen auszusprechen. Damit nimmt sie stillschweigend den Fortbestand von Waffen in Kauf, die eine noch nie dagewesene Bedrohung für die Menschheit und den gesamten Planeten darstellen.

Was können wir als GSoA dagegen tun?

Zusammen mit ICAN und einer breiten zivilgesellschaftlichen Allianz wird die GSoA eine Volksinitiative lancieren, die den Beitritt der Schweiz zum Atomwaffenverbotsvertrag  (TPNW) fordert. Dabei handelt es sich um einen internationalen Vertrag zur nuklearen Abrüstung mit dem Ziel der weltweiten Abschaffung von Atomwaffen. Der Vertrag wurde 2017 von den Vereinten Nationen verabschiedet, trat am 22. Januar 2021 in Kraft und wurde bisher von 93 Staaten unterzeichnet. Darunter sind Länder, die der Schweiz sehr ähnlich sind (in Bezug auf Grösse und neutrale aussenpolitische Haltung), wie z. B. Österreich. 

Atomwaffen geben keine Sicherheit

China, Russland und die USA geben enorme Summen aus, um ihre Atomwaffenarsenale zu vergrössern oder zu modernisieren. Iran reichert weiterhin Uran an, Nordkorea baut Atomwaffen und Langstreckenraketen, und die nukleare Aufrüstung in Pakistan und Indien geht weiter. Auch der Krieg im Gazastreifen droht zu einer unvorhersehbaren Bedrohung zu eskalieren. All dies erhöht die allgegenwärtige Gefahr eines Atomkriegs durch menschliches Versagen oder Fehlkalkulationen. 

Insbesondere der Ukrainekrieg macht deutlich, dass Atomwaffen in erster Linie als Instrument der Einschüchterung und Erpressung eingesetzt, das Konflikte verschärft, anstatt sie zu lösen.

Atomwaffen sind eine der grössten Bedrohungen für die Menschheit

Die Wissenschaft ist eindeutig: Kein Land der Welt könnte sich vor den humanitären Folgen eines Atomwaffeneinsatzes schützen, unabhängig davon, ob es in einen Konflikt verwickelt ist oder nicht. Die Detonation einer Atomwaffe zerstört nicht nur militärische Ziele, sondern auch die zivile Infrastruktur. Viele Menschen sterben direkt an den Folgen der Bombardierung, viele weitere später an den Folgen der Strahlung, die zur Entstehung verschiedener Krebsarten führt, und das auch noch nach mehreren Generationen.

Der TPNW stärkt die humanitäre Tradition der Schweiz

Es ist im Sicherheitsinteresse der Schweiz , wenn die demokratischen Prozesse innerhalb der UNO im Bereich des Völkerrechts gestärkt werden. Der Beitritt zu diesem Vertrag ist pragmatisch und wirksam: Die Schweiz würde weiterhin gute Dienste leisten und ihre Position als kleinen neutralen Staat verteidigen, der sich für die humanitären Rechte und das Völkerrecht engagiert. Es ist mehr denn je an der Zeit, dass die Schweiz ihre humanitäre Verantwortung wahrnimmt!

  1. Eine NGO, die 1945 von J. Robert Oppenheimer, Albert Einstein und anderen Physiker*innen, die am Manhattan-Projekt mitgearbeitet hatten, gegründet wurde. Die Organisation, deren Hauptzweck darin besteht, die Öffentlichkeit für das Thema Atomwaffen und Massenvernichtungswaffen zu sensibilisieren, gibt eine zweimonatlich erscheinende Zeitschrift heraus und erfand 1947 das Konzept der Weltungergangsuhr (eine metaphorische Uhr, die jedes Jahr die aktuelle Gefahr des Weltuntergangs anzeigt). Die Uhr ist zu einem allgemein anerkannten Indikator für potenzielle globale, durch die Technologie verursachte Katastrophen geworden. ↩︎