Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Dieses Jahr wird uns friedenspolitisch viel abverlangen: Herausforderungen und Themen gibt es genug. 2015 wird als «Gedenkjahr» alte Fragen wieder neu aufwerfen. Allen voran die Frage der Definition der schweizerischen Neutralität im Spannungsfeld von Marignano (1515) und dem Wiener Kongress (1815). Auch die Bemühungen zur Beendigung der grossen Kriege des letzten Jahrhunderts rücken mit dem Jubiläum der Zimmerwalder Konferenz von 1915 und dem Jubiläum des Endes des 2. Weltkrieges in die Zeitungsspalten. Die Frage stellt sich: Wo bleiben vergleichbare Bemühungen um die Beendigung der aktuellen Kriege?

Ausführlich thematisieren wir die Folgen des Bürgerkrieges in Syrien und dem Irak mit der Frage des Pazifismus in Zeiten von Kobanê, sowie mit einem Artikel über den Besuch in Flüchtlingslagern an der syrisch-türkischen Grenze. Zweites grosses Thema dieser Ausgabe ist die Rolle von Frauen in der Friedenspolitik. In einem Interview auf Seite 5 legen zwei aktive Frauen ihre Sicht auf die Friedensarbeit dar. Daneben stehen die Entwicklungen der Schweizer Rüstungspolitik im Fokus der Zei- tung, mit der Beschaffung von Militärdrohnen aus Israel sowie dem geplanten Kauf von Transportflugzeugen durch die Armee.

Der Anschlag auf «Charlie Hebdo» beschäftigt auch uns (Gregor auf Seite 8), besonders durch seine kruden Folgeerscheinungen. In der «Basler Zeitung» forderte Anfang Jahr Christian Keller als Reaktion auf die Geschehnisse in Paris gar die Abschaffung des Zivildienstes, nach dem Motto «Jeder Mann muss einrücken» wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Dass diese Logik der militärischen «Verteidigung» westlicher Werte, sei es in Afghanistan oder dem Irak eine Hauptursache des momentanen Terrorismus ist, ignorieren er und die Befürworter militärischer Lösungen geflissentlich. Der Zivildienst ist der Prügelknabe der Militaristen, die alles versuchen, um eine sinnvolle Alternative zum Militärdienst zu verunmöglichen – dem müssen wir entgegenarbeiten.

Für das Redaktionsteam