Bis 2030 soll die Schweiz 1% des Bruttoinlandprodukt (BIP) für die Armee ausgeben. 2012 zeigte ein umfassender Bericht, dass wenn alle Kosten der Armee berücksichtigt würden, dieses Ziel damals erreicht worden wäre. Auch heute dürften die Armeeausgaben ohne buchhalterische Tricks auf ein Prozent des BIP kommen.
Zuerst gilt wieder mal festzuhalten, dass das BIP für einen solchen Vergleich von irgendwelchen Ausgabenposten völlig ungeeignet ist. Es handelt sich um eine volkswirtschaftliche Kennzahl und sagt nichts über den militärischen Bedarf aus. Das Schweizer BIP ist als wirtschaftlich starkes Land vergleichsweise sehr hoch und durch die Ansässigkeit von Firmen künstlich aufgebläht. Da ist es klar, dass die Militärausgaben gemessen am BIP eher klein sind. Selbst Finanzministerin Karin Keller-Sutter bezeichnete das Festmachen dieser Ausgaben am BIP als «fragwürdig». Nimmt man einen anderen Vergleichswert, z.B. die Militärausgaben pro Kopf, so steht die Schweiz im internationalen Vergleich plötzlich viel besser da und vor allem kann von «kaputtgespart» keine Rede sein.
Reale Kosten viel höher
Es ist kein Geheimnis, dass bei der Berechnung der Militärausgaben nicht alle Kosten inbegriffen sind. So werden beispielsweise die Erwerbsausfallentschädigungen oder die Militärversicherung anders verbucht. 2012 veröffentlichte das VBS einen Bericht mit einer ganzheitlichen Analyse der Kosten. Die Differenz der verbuchten zu den realen Armeeausgaben, lag bei mindestens 3 Milliarden CHF. Einzelne Ökonom*innen schätzten sie noch höher. Damit betrugen die Militärausgaben 2012 mehr als 1% des BIP, es wurde jedoch nicht so benannt. Wenn man schon mit dem BIP internationale Vergleiche anstellt, wäre es gut zu wissen, dass andere Staaten solche Posten, die in der Schweiz ausgeklammert werden, ebenfalls unter den Militärausgaben verbuchen.
Neuere offizielle Zahlen gibt es nicht, das VBS ist aktuell daran, einen aktualisierten Bericht zu erarbeiten. Es ist stark davon auszugehen, dass die realen Kosten auch heute mehr als 1% des BIP betragen. Ökonom Reiner Eichenberger schätzt die Vollkosten der Armee auf 8,5 – 9 Milliarden CHF. Ein Prozent des BIP von 2023 wären 7,95 Milliarden CHF.
Es lässt sich also schliessen: Die Schweizer Armee wurde nicht kaputtgespart. Die Kosten steigen seit Jahren. Würde man alle Kosten miteinbeziehen, betragen die Militärausgaben auch heute mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits ein Prozent des BIP. Viel eher drohen die durch die Aufrüstung enorm steigenden Armeeausgaben andere Bereiche kaputtsparen zu lassen.