Schweizer Luftwaffe: Willkommen in Hollywood

“Ein Actionfilm über die Schweizer Luftwaffe, aufregend, spektakulär und informativ! Er katapultiert das Publikum aus der Stratosphäre über hochalpine Schauplätze mitten ins tägliche Geschäft der Swiss Air Force: atemberaubende Abfangmanöver, Luftbetankung eines F/A-18, Gletscherrettung bei Nacht mit REGA und Super-Puma-Heli mit Infrarotkamera…und als Höhepunkt ein Luftkampf über ewigem Eis zwischen 2 F/A-18 und 2 MiG-29, wie ihn das Kino noch nie erlebt hat.”

Diese Zeilen stammen nicht etwa aus der Broschüre eines Filmverleihs, der einen neuen Hollywood-Streifen ankündet, sondern von der offiziellen Webseite der Schweizer Luftwaffe. Angepriesen wird ein Film, der bildhaft die heutigen Aufgaben der Luftwaffe vermitteln soll. Er bietet eine Story, welche die Schweizer Luftwaffe bei heldenhaften Manövern zeigt, Happy End inbegriffen. Verfügbar ist auch ein kurzer Trailer, der einen Einblick in den Actionfilm zeigt.

Die Webseite der Luftwaffe wartet aber noch mit weiteren Überraschungen auf. So ist auf der Seite des sogenannten «Super Puma Display Teams» ein Rennwagen zu sehen, der die Aufschrift trägt «follow me …if you can». Weiter ist zu erfahren, wie beeindruckend «die sehr tief aufgeführten Flugmanöver» anlässlich der Flugshow in Slowenien gewesen sind, an der die Schweizer-Crew mit von der Partie war. Unter dem Titel «the future is yours» ist in der «Photogallery» dann gar ein Foto zu sehen, welches ein Kind am Steuerknüppel eines Super Pumas zeigt.

Marketing

Die GSoA konfrontierte die Kommunikationsstelle der Schweizer Luftwaffe mit der Frage, ob der Internet-Auftritt in der oben beschriebenen Art tatsächlich dem Stil der Schweizer Luftwaffe entspreche. Die Antwort: Man habe Verständnis, dass der Auftritt zu Irritationen führen könne. Würde der Webauftritt aber nur mit technischen Daten gefüllt, wäre dies zu wenig attraktiv für den Betrachter. Man sei gespalten zwischen reinem Darstellen und Marketing. Die Departementsführung habe bewusst entschieden, dass die Luftwaffe mehr Kommunikation gegen aussen machen müsse und sich besser darzustellen habe. Der Actionfilm ist also das konkrete Produkt einer Strategie zur Imagepolitur der Luftwaffe.

Die Marketingstrategie des VBS gewinnt noch an politischer Brisanz, wenn man berücksichtigt, dass die Armeeführung neue Kampfjets für mehrere Milliarden Franken beschaffen will (siehe auch 3 Lügen für 33 Maschinen). Das VBS überschreitet eindeutig die Grenze zur Propaganda: mit filmischen und Marketing-Mitteln soll ein positives politisches Klima zur Durchsetzung eigener Interessen geschaffen werden.

Geschmacklos

Stossend an dieser Art von Marketing ist besonders, dass es sich beim angepriesenen Produkt letztendlich um Krieg handelt. Ein Luftkampf ist nicht das gleiche wie ein Turnschuh und das VBS ist kein privates Unternehmen, sondern finanziert sich aus Steuergeldern. Wenn dieses Geld dann noch verwendet wird, um Kinder an Steuerknüppel von Super-Pumas zu setzen, ist die Grenze zur Unseriosität überschritten und das Feld der Geschmacklosigkeit erreicht. Die Departementsführung würde gut daran tun, sich nochmals mit ihrer Kommunikationsstrategie auseinanderzusetzten.

Die Armee an der Züspa

(mp) Neben Action-Filmen in Hollywood-Manier machte die Armee im September noch mit einer anderen Werbeoffensive auf sich aufmerksam: mit einem peinlichen und gleichzeitig aufschlussreichen Auftritt an der Züspa.

Wenn Damen im Vierfruchttenu zu Klängen der Militärmusik Schlager von sich geben, so befindet man sich nicht in einem Satire-Film, sondern in der Schweizer Armee-Realität. Dazu gehören auch sogenannte «Panzertaxis» sowie ein «Armeetierdörfli» mit Armeehunden und Armeepferden. Neben derlei Peinlichkeiten schreckte die Armee auch nicht davor zurück, ein Kinderschminken mit Tarnfarbe zu veranstalten.

Mit ihrem Auftritt an der Züspa offenbarte die Armee vor allem eines. Sie versucht ihre fehlende Existenzberechtigung mit einer krampfhaften Imagekorrektur wett zu machen. Volksnähe und Modernität sollen vermittelt werden. Mit den 4000 bis 5000 Manntagen und den 750´000 Franken Steuergeldern produzierte sie an der Züspa vor allem eines: Peinlichkeit.