Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

Eufor: Redebeitrag Barbara Müller

 
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Friedenspolitisches Nein zum EUFOR-Einsatz, Medienkonferenz 13.12.2004
Redebeitrag von Barbara Müller, christlicher friedensdienst (cfd)

Handeln statt beobachten

Der cfd ist eine feministische Friedens- und Entwicklungsorganisation. Wir unterstützen seit 1993 Frauen-Empowermentprojekte in Bosnien. Diese bieten der vom Krieg besonders hart getroffenen Bevölkerungsgruppen, speziell Frauen und Betagten, psychosoziale Unterstützung und werden von der DEZA ko-finanziert.

Ich werde im Folgenden aus einer friedenspolitischen Perspektive aufzeigen, weshalb der cfd und seine Projektpartnerinnen in Bosnien eine Militärpräsenz ablehnen auch wenn deren Aufgabe nur das Beobachten, oder, wie es der Bundesrats formuliert, das Abschrecken ist und darlegen, was wir uns statt dessen für ein Schweizer Engagement beim Wiederaufbau dieses Landes wünschen.

Nach dem Abkommen von Dayton vor neun Jahren besetzte eine 60 000 Mann starke NATO-Truppe das Land. Damit war zwar offiziell der Krieg zu Ende, nicht aber die Militarisierung des öffentlichen und privaten Lebens. So berichten unsere Projektpartnerinnen darüber, dass vor allem für Frauen und explizit haben sie die Frauen von Srebrenica erwähnt die Begegnung mit dem ausländischen Militär psychische Wunden und Traumas jedesmal neu aufbrechen lassen. Häusliche Gewalt, vor allem auch von Söhnen gegen ihre Mütter, hat zugenommen seit dem Ende des Krieges. Dies ist vielleicht keine unmittelbare Auswirkung der ausländischen Militärpräsenz, sondern vielmehr des Krieges an sich Schutz vor dieser Art von Nachkriegs-Gewalt können die internationalen Truppen den Frauen aber nicht bieten. Noch weniger helfen sie den gewalttätigen Männern, über ihr Verhalten nachzudenken und ihre eigenen Verletzungen aufzuarbeiten, sondern sie portieren im Gegenteil ein militaristisches Männerbild.

Unsere Projektpartnerinnen sprechen davon, dass es im Moment aus militärisch definierten Sicherheits gründen keine Eufor- und auch keine Schweizer Militärpräsenz braucht. Sie glauben nicht, dass es, wie dies im Kosovo Anfang des Jahres der Fall war, zu gewalttätigen ethnischen Auseinandersetzungen kommen wird, bzw. sie gehen davon aus, dass die einheimischen Armeen in den beiden Entitäten dank ihrer mittlerweile guten Koordination einen solchen Konflikt schlichten können. Solche, auch mit den internationalen Truppen koordinierte Aktionen haben dazu geführt, dass eine breite Entwaffnungskampagne relativ erfolgreich durchgeführt werden konnte. Den momentan grössten Unsicherheitsfaktor bilden denn auch nicht ethnische Gruppierungen oder die RückkehrerInnen, sondern die gewalttätigen Mafiastrukturen, die sich seit dem Ende des Krieges im Land ausgebreitet haben und den Drogen-, Menschen- und Frauenhandel sowie die Geldwäscherei kontrollieren. Solche Strukturen müssen aber auf einer juristischen und polizeilichen Ebene angegangen und können nicht von ausländischem Militär bekämpft werden.

© Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, 10.03.2006, Webdesign dbu